Edouard Carmignac greift zur Feder und kommentiert aktuelle wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Herausforderungen.
Sehr geehrte Damen und Herren,
das Zusammentreffen der Amtseinführung von Donald Trump mit dem chinesischen Neujahrsbeginn im Zeichen des Feuer-Hahns ist gelinde gesagt irritierend. Muss man befürchten, dass die unangebrachten Launen dieses reich gefiederten großen blonden Hahns die Volatilität an den Märkten wieder kräftig ansteigen lassen, wovon die Mehrzahl der Anleger ausgeht?
Das ist nicht sicher. Einmal mehr die Erwartungen durchkreuzend, hat Donald Trump ein kompetentes und pragmatisches Regierungsteam zusammengestellt, das vorwiegend aus unbestreitbar erfolgreichen Geschäftsleuten besteht. Wird er auf sie hören und sich dazu bewegen lassen, die destabilisierendsten Themen seines Wahlprogramms abzumildern, die sich insbesondere auf die Einführung einer Reihe von protektionistischen Maßnahmen beziehen? Wir halten dies für wahrscheinlich, zumal die Errichtung von Zollschranken eine doppelt negative Auswirkung auf die Wirtschaftsaktivität und die Inflation hätte. Hingegen dürften umfangreiche fiskalpolitische Impulse die Märkte hinsichtlich der Tragfähigkeit des derzeitigen weltweiten Konjunkturaufschwungs beruhigen.
Gewiss, die Aktien- und Anleihemärkte sind bereits großzügig bewertet. Aber das Zusammenspiel eines anhaltenden weltweiten Wachstums mit der Beibehaltung akkommodierender Geldpolitiken in Europa und Japan ist geeignet, die Aktienmärkte auf neue Höchststände zu treiben. Was sind unsere strategischen Schwerpunkte? Wie ich in meinem vorherigen Brief schrieb, sollte das Szenario eines weniger ungewissen Wachstums in Verbindung mit einer moderat steigenden Inflation Rohstoffen – darunter in erster Linie Erdöl, das zudem von der jüngsten Vereinbarung der OPEC profitiert – zugutekommen und zu Lasten sogenannter Titel mit guter Visibilität gehen, darunter Pharmaunternehmen, die ein bevorzugtes Ziel populistischer Regierungen bleiben werden. Einen großen Platz räumen unsere Portfolios auch japanischen Finanzwerten ein, die besonders abgewertet wurden, obwohl sie erhebliche Nutznießer sowohl des weltweiten Konjunkturaufschwungs als auch der Schwäche des Yen sind. Und schließlich werden uns diese politischen und konjunkturellen Veränderungen nicht veranlassen, uns von unseren Technologiewerten abzuwenden, deren vielversprechende Aussichten sich von Tag zu Tag bekräftigen.
Mit seiner Abfolge von schwer vorhersehbaren Überraschungen war das Jahr 2016 für unser Haus – das, wie Sie wissen, bestrebt ist, die Risiken seiner Überzeugungen zu kontrollieren – schwierig zu handhaben. Die größere Klarheit in diesem Jahr des Feuer-Hahns sollte uns die Aufgabe erleichtern.
In dieser Erwartung wünsche ich Ihnen Glück und ein gewisses Maß an Gelassenheit.